papagei und krokodil


 

 

der papagei war schon sehr lange zeit mit dem krokodil befreundet und verbrachte bereits einige jahre

mit ihm in diesem sumpfigen gebiet. auf dem rücken seines freundes fühlte er sich richtig wohl,

denn er wusste, dass ihm niemand etwas anhaben konnte. war jemand oder etwas zu nahe gekommen,

schnappte sein freund sofort zu und verschlang den dreisten eindringling mit haut und haaren.

 

für den papagei war das krokodil die grundlage seines überlebens, denn er reinigte die

grünbraunen schuppen seines freundes vom ungeziefer. dafür ließ dieser ihn auf seinem rücken auch in ruhe.

 

bei jedem angriff, den das krokodil startete, erhob sich der papagei in die lüfte und beobachtete das spektakel in der tiefe.

durch das spritzen und hochschnellen des schlammigen wassers traf der eine oder andere tropfen auch

das federkleid des papageis. dieses war so im laufe der zeit auch zu einem grünbraunen gefieder geworden.

 

sie hatten nicht allzu viele freunde, die sich in ihre nähe wagten, da sie angst hatten, verschlungen zu werden.

war das krokodil schlecht gelaunt, so konnte das recht schnell passieren.

 

eines tage war ein wirklich großer eindringling in ihr revier eingedrungen, worauf das krokodil sofort

seine alarmbereitschaft ankündigte. der papagei erkannte dies und erhob sich in die sicheren lüfte.

denn begann das krokodil seine attacke, war nichts und niemand in seiner nähe sicher.

 

unter dem papagei begann ein unerbittlicher kampf, bei dem das krokodil einen treffer nach

dem anderen landete.das wasser spritzte höher und höher, sodass der papagei gezwungen

war sich immer weiter in die lüfte zu erheben, um nicht noch mehr des schlamms abzubekommen.

 

diesmal war er so hoch geflogen, dass er seit langer, langer zeit wieder in die ferne sehen konnte.

dort sah er einen seltsamen, farbigen bogen in der luft. ein gebilde, das die ganze aufmerksamkeit

des papageis auf sich zog. ohne den kampf unter sich weiter zu verfolgen,

machte er sich mit kräftigen flügelschlägen auf den weg, diese seltsame erscheinung zu erkunden.

je näher er diesem bunten etwas kam, desto klarer wurde es ihm. das musste ein regenbogen sein.

ein phänomen, von dem er schon einige geschichten gehört hatte. es wurde erzählt, dass beim erscheinen

dieses farbigen bogens für die tiere in der gegend immer eine zeit der fülle eingeleitet wurde.

nicht nur der himmel würde angemalt werden, sondern auch die umgebung würde sich wie in farben getaucht präsentieren.

der papagei spürte mit jedem flügelschlag, wie ein eigenartig warmes gefühl sein herz umhüllte.

ein gefühl der freude und der leichtigkeit. in seiner euphorie spürte er nicht, wie der regen, durch den er flog,

tropfen für tropfen sein federkleid von den schlammspuren reinigte.

der papagei flog und flog und erreichte schließlich den regenbogen und flatterte durch ihn hindurch.

vielleicht konnte der regenbogen für ihn ebenfalls ein bote der veränderung werden.

eine veränderung, die auch für ihn die fülle bringen würde und ihn nicht mehr abhängig von andern sein ließ.

 

als er mit seiner begeisterung und all seiner hoffnung durch diesen regenbogen flog, fühlte es sich für ihn an,

als malte der bunte riese mit seinen pinseln direkt in sein herz.

stärke, freude, zuversicht und liebe durchströmten seinen ganzen körper.

 

erfüllt von diesen überwältigenden gefühlen, spürte der papagei zum ersten mal in seinem leben

jede einzelne zelle seines körpers. er fühlte seinen schnabel, seine augen,

seine organe, seine muskeln, seine sehnen und jede einzelne feder seines gefieders.

 

hat die veränderung schon begonnen?

 

er konnte kaum glauben, dass es so sein sollte und so richtete er seine augen auf seine flügel,

die neben ihm auf und ab schlugen. wie ein dirigent mit vielen bunten taktstöcken in den händen

gaben seine beiden flügel den takt seines fluges an und dirigierten ein orchester der gefühle in sein leben.

er fühlte sich wie neu geboren, wie ein phönix, der sich aus der asche erhoben hatte.

 

die veränderung hatte nicht erst begonnen, sondern war bereits geschehen.

voller freude und zuversicht für die zukunft flog er zurück zu seinem freund.

 

dieser lag am ufer des flusses und erholte sich von seinem letzten kampf.

als der papagei auf seinen freund zuflog, rief er diesem bereits aus großer entfernung zu,

dass er es wäre und bat ihn, ihn nicht zu verschlingen, denn er hätte ihm eine wunderbare

und unglaubliche geschichte zu erzählen. so landete der papagei zum ersten mal in seinem leben

vor dem krokodil anstatt auf seinem rücken und blickte ihm in seine augen.

alleine die schönheit und die ausstrahlung seines kleinen gefiederten freundes waren für

das krokodil so berührend, dass es merkte, wie seine augen die ersten tränen ihres lebens vergossen. 

als der papagei begann seine geschichte mit dem regenbogen zu erzählen, bemerkte das krokodil,

wie es ihm aufmerksam lauschte und es ihm auch nichts ausmachte, wie sich immer

mehr tiere in ihre nähe begaben, um ihrerseits diese faszinierende geschichte zu hören.

 

bisher war das krokodil ein mitbewohner, vor dem sich alle fürchteten. durch seinen freund

war es nun aber viel ruhiger und gelassener geworden und lauschte gerne den erzählungen der tiere.

sie alle hatten viele wundersame geschichten zu erzählen. das krokodil wurde nicht mehr gefürchtet

und man brachte ihm sogar verendete tiere, von dem es sich ernähren konnte.

der kleine papagei brachte durch das wahrnehmen seiner eigenen, schillernden

persönlichkeit auch die veränderung in sein umfeld und wurde so zum mittelpunkt des sumpflandes.

 

 

 

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